23.07.2019: Der Haselbachteich kurz vor dem Feuerwehr-Einsatz
© Justus Siebert
Was jeder Spaziergänger beobachten konnte in diesem Juli 2019, mit: Der Wasserstand des Hasselbachteiches nahm immer mehr ab, bis er Mitte Juli nur noch eine Pfütze war und, bei Wetterprognosen mit Rekord-Hitzewerten von über 40°C, kurz vor der kompletten Austrocknung stand. Ein Déjà -vu-Erlebnis, denn das gab es letztes Jahr auch schon mal,
wir berichteten. Damals hat die die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach in mehreren Einsätzen. Das erst Mal 29.07.2018, Wasser eingeleitet, und damit so einigen Teichbewohnern das Leben gerettet – einigen nur vorübergehend. Denn am 24.08.2018 war er dann doch komplett ausgetrocknet. Seitdem gibt es keine Fische mehr in diesem Teich, was aus ökologischer Sicht durchaus positiv zu bewerten ist. Denn zum einen hat es sich bei den Fischen um Giebel gehandelt, keine einheimische Art, die hier ohnehin nicht hingehört hat. Zum anderen stellen Fische eine durchaus existenzielle Bedrohung für Amphibien dar, speziell deren Laich und Larven, gerade in einem so kleinen Gewässer.
Hitzesommer 2018, Hasselbachteich ausgetrocknet: war das gut so!?
23.07.2019: Der Haselbachteich kurz nach dem Feuerwehr-Einsatz
© Justus Siebert
Auch wenn das Austrocknen im letzten Jahr also gerade für die Amphibien durchaus Vorteile gebracht hat. Es gab kaum Fressfeinde dieses Jahr, Fische sowieso nicht, aber auch kaim Libellenlarven und weniger Gelbrandkäfer als letztes Jahr. Eine Wiederholung dieses Prozesses jedes (oder jedes zweite) Jahr wird auch die Amphibien in Bedrängnis bringen, denn bis Juli haben die meisten Kaulquappen und Molchlarven die Metamorphose zu Lungenatmern noch nicht geschafft, und als Kiemenatmern bedeutet das den sicheren Tod. Ein Einwühlen im feuchten Schlamm hilft das auch nix mehr. Bei den Libellen gibt es einige Arten, deren Larven das sehr wohl können (Heidelibelle, Plattbauch), andere, die 2-4 Jahre für die Entwicklung brauchen, nicht.
An Hunde-BesitzerInnen: Hund bitte fernhalten vom Teich, wegen Hitze-Stress für Kaulquappen
Und dass auch dieses Jahr im Juli noch sehr viel Leben im Teich war/ist, konnte man besonders gut beobachten (wenn man genau hingeschaut hat), als der Wasserstand besonders niedrig war, und die Tiere keine Möglichkeit mehr hatten, sich in uferferne Wassertiefen, die es nicht mehr gab, zurück zu ziehen. Sie tummelten sich nun dichtgedrängt und notgedrungen auf wenigen Quadratmetern. Ohnehin gestresst, auch durch aufgeheiztes Wasser und Sauerstoffknappheit, kommt Stress hinzu durch durchwatende Besucher, nachts die Wildschweine, tagsüber Hunde. Das kann auch den Stresstod bedeuten, wie einigen Molchlarven schon geschehen. Deshalb die Bitte an alle Hunde-BesitzerInnen: den vierbeinigen Begleiter zu Hause abzukühlen und den natürlichen Teich-Bewohnern Zusatz-Stress zu ersparen.
Dieses Jahr 2019: Baumfällungen rund um den Teich im Mai?
Anders als im letzten Jahr hat sich auch um den Hasselbachteich herum einiges getan. Verwundert dürften Spaziergänger die umfangreichen Waldarbeiten wahrgenommen haben, überall in der Region, aber auch direkt neben dem Teich – im Mai. Sonst kennt man Forstarbeiten nur im Winter, außerhalb der Brut- und Laichzeit.
Was war da los?
Wer das Thema Wald in den Medien mitverfolgt hat, ahnt wohl den Zusammenhang: Borkenkäfer. Der hat sich nach dem trockenen Sommer 2018 auch 2019 „gut“ entwickelt, wohingegen flachwurzelnde Baumarten wie die Fichte, sein Lieblingsopfer, umso mehr zu leiden hatten und kaum Widerstand gegen den Käferbefall leisten konnten. Um vom Ernteholz und vom Fichtenbestand zu retten was noch zu retten ist, ist von oberster Forststelle die Maßnahme ausgegeben worden: Die befallenen Bestände fällen, und so schnell wie möglich aus dem Gelände holen. Also nicht erst im November.
Bergischer Naturschatz am Hasselbachteich
Wenn man genau hinschaut: sieht man gestresste Kröten-Quappen, die sich zu verstecken suchen
© Justus Siebert
Was das mit den Fröschen und Kröten gemacht hat, von denen zumindest eine Art (eine besondere Kröten-Art) im Unterholz rund um den Teich mit dem Paarungsspiel beschäftigt waren, genau da wo die schweren Forstfahrzeuge zu Gange waren, kann man nur ahnen. Jedenfalls haben es etliche überstanden, wie an dem Glockenspiel-ähnlichen Konzert, ab der Abenddämmerung, hören konnte. Ein heimischer Naturschatz, der zum Bergischen Land bzw. Rheinischen Schiefergebirge seit alters her dazugehört, inzwischen jedoch fast überall verstummt ist. Was früher allgegenwärtig war, kennt man heute gar nicht mehr. Um so wertvoller ist der kleine Bestand um den Hasselbachteich, aber mit Verschwinden des Teiches wird auch dieses spezielle Kröten-Konzert versiegen.
Das darf aber nicht passieren, Ideen und Pläne um den Hasselbachteich zu optimieren gab es schon nach den Erfahrungen im letzten Sommer. Gut, dass wir darüber gesprochen haben, (wir) Ehrenamtler, Forstvertreter, zuständige Behörden. Nicht so gut war, dass noch nichts passiert ist danach. Weil es in diesen Zeiten des Klimawandels auch noch andere Natur-Baustellen gibt rundherum. Andere Tümpel und Bächen auf der Bergischen Heideterrasse waren auch nicht besser dran und bedurften der Aufmerksamkeit von uns allen. Und ein klein bisschen war da auch die Hoffnung, dass dieses Jahr nochmal ein „normales“ Jahr werden könnte, mit mehr Niederschlag, und man etwas mehr Zeit habe, die Maßnahmen für den Hasselbachteich auf den Weg zu bringen. Da geht es auch viel um Vorgaben, Genehmigungen, Zuständigkeiten, Gutachten, und nicht zuletzt um Geld.
Jetzt-Notfallplan: Feuerwehreinsatz für Krötenquappen
23.07.2019: Erster Feuerwehreinsatz für den Hasselbachteich
© Justus Siebert
So oder so, letzte Woche ging es dann, angesichts des Pfützen-Zustandes und mit der Hitze-Wetterprognose vor Augen, wieder mal, um einen Adhoc-Notfallplan. Dankenswerterweise hat die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach auch dieses Jahr wieder Frischwasser eingeleitet, so geschehen am 23. Juli. Ohne diesen Einsatz wäre der Teich zwei Tage später, an den beiden Rekord-Hitze-Tagen, trocken gefallen. Und alle Krötenquappen und Molchlarven tot gewesen. So aber reichte der Wasserstand bis zu diesem Wochenende, für das Gewitterregen vorhergesagt war, der dann auch tatsächlich kam, und nicht vorbeizog wie schon so oft. Für einige bereits weit entwickelte Quappen könnte das reichen, die meisten aber sind noch weit entfernt vom Landgang, sie scheinen eher für eine Überwinterung im Teich zu planen. Dieser Plan wird aber nicht aufgehen, wenn es nicht einen nassen August geben wird, wonach es nicht aussieht, einen Plan B haben die Quappen auch nicht, und somit wäre ein Großteil dieser Generation verloren. Nachdem auch das letzte Jahr nicht viel Nachwuchs produziert hat.
Update: 30.07.2019: zweiter Feuerwehreinsatz
Das Gewitter-Wochenende hatte nur eine kurze Verschnaufpause gebracht, bereits am Montag 29.07. war der Teich wieder zu einer Pfütze geschrumpft, mit einer sommerlichen Woche ohne Regen vor Augen. Deshalb rückte die Feuerwehr am Morgen des 30.07.2019 zu einem zweiten Einsatz aus, diesmal mit 20.000 L Frischwasser. Eine weitere Verschnaufpause, für wahrscheinlich eine Woche, die den weit entwickelten Quappen reichen könnte. Die meisten Quappen brauchen aber mehr Zeit, oder einen menschlichen Plan B.
Mittelfristig: Masterplan für die Erhaltung des Hasselbachteiches
Aber: wir bleiben dran, sowohl am akuten Von-Tag-Zu-Tag-Notfallplan, als auch am mittelfristigen Masterplan. Damit sich das Drama im nächsten Jahr hoffentlich nicht wiederholt, die Feuerwehr kann nicht ständig kommen. Deutsche Mühlen mahlen zwar langsam (langsamer als holländische, aber das sind ja auch Windmühlen), manchmal gibt es dann aber doch schnelle und pragmatische Lösungen. Der Wille ist jedenfalls da, jedenfalls bei allen die bislang darüber gesprochen haben. Vielleicht muss nur noch eine Entscheidungsstufe höher eine Tür aufgestoßen werden. Ist denkbar, seit letztem Jahr, mit Fridays-for-Future, Pro-Bienen-Volksentscheid in Bayern, Rezos Youtube-Selbstzerstörung der CDU, seitdem mit Umweltthemen Wahlen und Sympathie-Punkte gewonnen werden können. Vielleicht auch hier in Bergisch Gladbach, oder dem Rhein-Berg-Kreis, denn auf diesem Gebiet und somit in dessen Zuständigkeitsbereichen befindet sich der Teich. Mal schauen.